Die Bonner Oper ist immer wieder ein Erlebnis. Gern habe ich dort Sommernachtstraum gesehen und gehört oder mich bei der Zauberflöte verzaubern lassen. Doch dass ein Opernbesuch auch immer Risiko ist, davon konnte ich mich letzte Woche überzeugen. In Abendgarderobe machten Steffi und ich uns auf, sich unter das Bildungsbürgertum zu mischen. Eine barocke Zauberoper war angekündigt und sogleich die Ouvertüre war angenehm ungewöhnlich. Flöten und Streicher und Klavier beschäftigten den Orchestergraben, dessen Dirigent sich meines Applauses von Anfang an sicher sein konnte. Dann jedoch jagte eine Fehlbesetzung die nächste. Der maurische Fürst Medoro war, sterbend wie magisch genesen, gleichsam bemittleidenswert. Orlandos Auftritt auf einem riesigen Holzpferd war eindringlich, doch die Stimme der Sängerin für meinen Geschmack der Rolle nicht angemessen. Ich meine, ich habe ja nichts gegen Transvestien, noch gegen einer Interpretation zugunsten der Frauengestalten und halte persönlich die Queer-Theory für ein bedenkenswertes Stückchen Fortschritt, aber sich diesen Orlando rasend vorzustellen war mir kaum möglich. Zudem war es bitterkalt im Opernsaal, so dass dies, kurzum, den Ausschlag zu unserer Flucht in der Halbzeitpause gab.
In einer im Foyer ausgestellten Rezension hieß es "immerhin gab es keine Buhrufe bei der Premiere". Da fragt man sich, ob diese Tatsache schon für ein gutes Stück spricht.
In einer im Foyer ausgestellten Rezension hieß es "immerhin gab es keine Buhrufe bei der Premiere". Da fragt man sich, ob diese Tatsache schon für ein gutes Stück spricht.
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