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Sonntag, 1. März 2009

Die Langeweile der Erklärbarkeit

Eher zufällig fand "Der Illusionist (2006)" heute Abend den Weg in meinen DVD Player. Um der Notwendigkeit einer kurzen Rezension Genüge zu tun, sei gesagt, dass es sich um einen mittelmäßig guten Film handelt, dessen vorhersehbarer Erzählverlauf dem eigentlichen Sinn dieses Films entgegen läuft. Blenden und Schnitte haben mir auch nicht sonderlich gefallen, aber meine persönliche Vorliebe für den Schauspieler Edward Norton machte da viel wieder wett. Dieser spielt die Rolle des Zauberkünstlers "Eisenheim", der zu Beginn des 20. Jahrhunderts Wien mit seinen Illusionen unterhält.
Was mich bei Filmen wie Prestige (2006) gestört hat, wurde hier zunächst besser gelöst. Anstatt hinter die Kulissen des Magiers zu blicken, folgten Story und Kamera den Illusionen auf der Bühne. Auch ich habe mich von dem aus einem leeren Blumentopf wachsenden Orangenbaum verzaubern lassen. Ein simpler CGI Effekt, natürlich, doch als Rollenspieler gewöhnt sich in Situationen hineinzudenken, ergriff ich dankbar das Identifikationsangebot mit dem staunenden Publikum. Warum aber ist gerade dieses 'Staunen' so verpönt?
Die Rolle des in mehrfacher Hinsicht betrogenen Prinz Leopold vertritt dabei die moderne Vernunft: ein Mensch der bereit ist an jede Wissenschaftelei zu glauben, nur nicht an etwas Übernatürliches. Staunen wird in eine kindliche Sphäre verweisen und abgewertet. Doch es ist gerade eine Illusion zu glauben, ein heutiger gebildeter Mensch fiele in unwissende Unmündigkeit zurück, nur weil er Freude am Staunen findet. Nein, es ist etwas anderes, was Erklärungen so zwingend werden lässt: Die heutige Welt ist überzeugter denn je vom Stand ihres Wissens, ganz ähnlich der Epoche des Fin de Siécle. Alejo Carpentier Einschätzung im Vorwort von "El reino de este mundo" von 1949 scheint in leicht abgewandelter Formulierung noch Gültigkeit zu haben: 'In der europäischen Kultur ist kein Platz für das Wundersame', denn schon der kleinste Funke Magie lässt an der ganzen errungenen Ordnung zweifeln. Im Film breitet sich nach den vermeintlichen Totenbeschwörungen von Eisenheim Revolutionsstimmung im Volk aus. Es zeigen sich Gefahr und Möglichkeit Ebenen zu verwischen, Dogmen zu hinterfragen und mit Konventionen zu brechen. Das Aufklärende Ende entpuppt dabei leider die fade Konstruktion. Schade, denn gerade Kunst lebt von jenen neuernden Grenzüberschreitungen und gerade der Film an sich hat sich seit der Faszination seiner Kindertage zu sehr vom Wundersamen und vom Staunen entfernt. 'Magischer Realismus' eines Salman Rushdie wäre in dieser Hinsicht interessanter gewesen.

Donnerstag, 1. Januar 2009

Der Tag an dem ich einen wirklich schlechten Film sah

Wie konnte das passieren? "So finster die Nacht" hätte es sein sollen, der hochgelobte Vampirfilm aus Schweden, meinetwegen "die Buddenbrooks" als magenschwere Literaturverfilmung, oder aktueller denn je "Walz with Bashir"; doch der kleinste gemeinsame Nenner war wie so oft schnödes Hollywood mit dem Film "Der Tag an dem die Erde still stand", ein Remake des 1951 erschienenen Science-Fiction Klassikers von Robert Wise.
Doch was genau kann man von Poppcornkino verlangen? Sind es mitreißende Action, Bahnbrechende optische Effekte, Innovative Kamerafahrten? Machen wirs kurz, dieser Film hatte nichts davon. Dabei kann ich durchaus darüber hinwegsehen, dass das Minenspiel des Hauptdarstellers "Keanu Reeves" etwa auf dem Niveau einer Wachsfigur verblieb und die Macher nicht mit Nebelmaschinen und Logikfehlern sparten. Was den Film in meinen Augen zu einem Anwärter auf die goldene Himbeere macht, ist die miserable Übertragung der Vorlage in die heutige Zeit. Die in den Sechzigern durchaus gegenwärtigere Bedrohung durch "die Bombe" wird ersetzt durch esoterische Worthülsen eines "Scheidepunktes der Menschheit", welche mit viel Phantasie einen Bezug zur Klimaproblematik erahnen lassen. Der klassische Roboter verwandelt sich zeitgemäß auch brav dann in Nanoinsekten, die in Schwärmen alles Menschenwerk und die Menschheit gleich mit auffressen. Noch kunstloser jedoch gab sich die Auflösung des Films, bei der der maskierte Alien Reeves bzw. Klaatu der Versöhnung zwischen einer rebellischen Forscherin und ihrem den Film über eh nervigem Stiefsohn beiwohnt, dadurch eine angeblich "erhaltenswerte Seite" der Menschheit erkennt und die große Vernichtung kurzerhand abbläst. Hier spart Hollywood nicht an halbgaren Klischees samt halbherziger Umsetzung. Hand aufs Herz, selbst die schlechteste Liebesgeschichte hätte diesem Streifen noch gut getan.
Was bleibt sind allein die Fragen, die - heute so aktuell wie 1951 - kaum an Provokanz verloren haben: Wofür wäre die Menschheit in einer ähnlichen Situation erhaltenswert? Was könnten wir einer überlegenen Spezies oder einer anderen Richterinstanz vorweisen? Würden Beethoven, Shakespeare und Da Vinci genügen? Und schafften wir es doch noch, uns in nuklearem Supergau auszulöschen, wären eine amerikanische Flagge auf dem Mond, ein paar Satellitentrümmer in der Umlaufbahn und ein einsamer Forschungsrobotter auf dem Mars die einzigen traurigen Spuren des ach so fortschrittlichen Menschengeschlechts.

Freitag, 12. Dezember 2008

Madagascar (2008)

Vor ein paar Tagen sah ich Madagascar; zugegeben, auch weil sich niemand bekanntes freiwillig für "Waltz with Bashir" fand und ich einfach wieder Lust auf Kino hatte. Also stellte ich mich auf einen gemütlichen Abend eher geringeren Unterhaltungswertes ein. Dumm nur, das das Poppcorn auf sich warten ließ. Also kuschelte ich mich in den Kinosessel und harrte der Dinge, die da kommen würden. Steht im Paratext zu diesem Blog nicht etwas von Bekenntnissen? Hier kommt eines: Ich fand den Film gar nicht mal so schlecht. Vorweg: ich mag Animationsfilme eher nicht, finde Schreck nervig, Toy Story eher steril und würde es auch sonst eher mit Cubrick, als mit sprechenden Löwen halten. Kung Fu Panda war zwar sehenswert, aber eher wegen dem so seltenen asiatischen Setting. Einzig für die Technik interessiere ich mich, welche Filmemachern neue kreative Freiheiten eröffnet und eine immer genauere Abbildung von Realität ermöglicht. (Wie weit sind wir denn noch von BTL - Better Than Life entfernt?).

Der Film begann also mit einer disneyesken Familiengeschichte. Die Landschaft war schön umgesetzt, die Figuren eher cartoonhaft klobig, aber in ihrer Überzeichnung immerhin wiedererkennbar und im Bewegungsablauf glaubbar realistisch. Oh, keine Sorge, das wird keine trockene Filmrezension mit Avant-Garde-Attitüde und Technik-Review. Bemerkenswert schön aber war z.B. die Rückblende am Anfang des Filmes als Einführung, kreativ mit gestellten Zeitungs- und Fernsehberichten umgesetzt. Vielleicht trauen sich jetzt auch mehr Fortsetzungen als Fortsetzungen daherzukommen. Dann begannen die Gags. Gut, Gags sind Geschmackssache und über die Hälfte spielte mit Sex und Gewalt, aber insbesondere die Pinguine waren durchaus sehr unterhaltsam in ihrer Goodfellas-Art. Spätestens im Flugzeug (huch, da sieht man mal, wie sehr man die Ebenen vermischt, wenn man über etwas redet. Naja, also im Flugzeug) eröffnete sich mir eine weitere Dimension des Films, nämlich diejenige aus Filmzitaten. Das Geständnis einer unkonventionellen Liebe beim Absturz war getreu "Almost Famous" nachempfunden, der kleine Affe Scratch aus Ice Age, die Familienstory dem Löwenkönig, um hier nur einige zu nennen. Es macht einfach Spaß solche Verweise in einem so hohen Aufkommen zu entdecken, einen ganz eigenen Spaß abseits von Filmqualität und Komik. Und wäre es nicht möglich, dass man diesen Spaß als ganz eigene Qualität von Filmen betrachten kann? Man könnte bei Karl-Heinz-Stierles Konzept von verdichteter Intertextualität als alternatives Qualitätsmerkmal ansetzen. Genug aber davon! Der Film war einfach besser als gedacht. Und nach 20 Minuten hatten sie auch wieder die Poppcornmaschine repariert. Was will man denn mehr?