Freitag, 12. Dezember 2008

Madagascar (2008)

Vor ein paar Tagen sah ich Madagascar; zugegeben, auch weil sich niemand bekanntes freiwillig für "Waltz with Bashir" fand und ich einfach wieder Lust auf Kino hatte. Also stellte ich mich auf einen gemütlichen Abend eher geringeren Unterhaltungswertes ein. Dumm nur, das das Poppcorn auf sich warten ließ. Also kuschelte ich mich in den Kinosessel und harrte der Dinge, die da kommen würden. Steht im Paratext zu diesem Blog nicht etwas von Bekenntnissen? Hier kommt eines: Ich fand den Film gar nicht mal so schlecht. Vorweg: ich mag Animationsfilme eher nicht, finde Schreck nervig, Toy Story eher steril und würde es auch sonst eher mit Cubrick, als mit sprechenden Löwen halten. Kung Fu Panda war zwar sehenswert, aber eher wegen dem so seltenen asiatischen Setting. Einzig für die Technik interessiere ich mich, welche Filmemachern neue kreative Freiheiten eröffnet und eine immer genauere Abbildung von Realität ermöglicht. (Wie weit sind wir denn noch von BTL - Better Than Life entfernt?).

Der Film begann also mit einer disneyesken Familiengeschichte. Die Landschaft war schön umgesetzt, die Figuren eher cartoonhaft klobig, aber in ihrer Überzeichnung immerhin wiedererkennbar und im Bewegungsablauf glaubbar realistisch. Oh, keine Sorge, das wird keine trockene Filmrezension mit Avant-Garde-Attitüde und Technik-Review. Bemerkenswert schön aber war z.B. die Rückblende am Anfang des Filmes als Einführung, kreativ mit gestellten Zeitungs- und Fernsehberichten umgesetzt. Vielleicht trauen sich jetzt auch mehr Fortsetzungen als Fortsetzungen daherzukommen. Dann begannen die Gags. Gut, Gags sind Geschmackssache und über die Hälfte spielte mit Sex und Gewalt, aber insbesondere die Pinguine waren durchaus sehr unterhaltsam in ihrer Goodfellas-Art. Spätestens im Flugzeug (huch, da sieht man mal, wie sehr man die Ebenen vermischt, wenn man über etwas redet. Naja, also im Flugzeug) eröffnete sich mir eine weitere Dimension des Films, nämlich diejenige aus Filmzitaten. Das Geständnis einer unkonventionellen Liebe beim Absturz war getreu "Almost Famous" nachempfunden, der kleine Affe Scratch aus Ice Age, die Familienstory dem Löwenkönig, um hier nur einige zu nennen. Es macht einfach Spaß solche Verweise in einem so hohen Aufkommen zu entdecken, einen ganz eigenen Spaß abseits von Filmqualität und Komik. Und wäre es nicht möglich, dass man diesen Spaß als ganz eigene Qualität von Filmen betrachten kann? Man könnte bei Karl-Heinz-Stierles Konzept von verdichteter Intertextualität als alternatives Qualitätsmerkmal ansetzen. Genug aber davon! Der Film war einfach besser als gedacht. Und nach 20 Minuten hatten sie auch wieder die Poppcornmaschine repariert. Was will man denn mehr?

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