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Freitag, 12. Dezember 2008

Toilettenschmutz

Wenn ich über die Sanitären Anlagen der Universität Bonn rede, bin ich ja vieles gewöhnt. Mit Edding an Wände zu schmieren scheint eine gern verübte Freizeitbeschäftigung zwischen Seminaren zu sein. Natürlich sind Teile der Anlagen auch öffentlich zugänglich, doch 'Mitteilungen' wie "Studiengebühren gehören abgeschafft!" oder "Nazis Raus!" scheinen mir nicht die Theorie von Fremdbeschmutzung zu erfordern. Heute aber erreichte der 'Schmier' eine neue Dimension, nämlich die der Integrationspolitik. Zu lesen war "Deutsche raus aus Deutschland!", "Shaira als Grundgesetz!", "Tötet alle Schweinefresser!" und "Christen sind Söhne von Schweinen und Hühnern." Neben der Menge der Einzeiler (fast die ganze Wand war so beschrieben) waren auch die wenigen 'Antworten' darunter nicht besser. "Verpisst euch aus Deutschland!" und "Ihr gehört abgeschoben!" ließen im Zusammenspiel mehr als nur Unbehagen in mir aufsteigen. Ohne es nur an solchen Schmiergefechten festzumachen, habe ich das Gefühl, das etwas in integrativer Hinsicht in diesem Land falsch läuft. Eine nach "Abschiebung" schreiende Leitkultur wäre aber keine Antwort, sondern eine Katastrophe, bei der Celan sich im Grabe umdrehte. Mir bleiben einige Fragen zurück: Wird sich dieses Spannungsverhältnis mit zunehmender Finanzkriese verschlimmern? Wo lässt man einen Dialog beginnen? Warum reizen saubere Toilettenwände eigentlich als Forum für politische Statements oder sonstigen Gehirnabfall?

Ich habe letztens Steffi gefragt, wie das bei den Mädels aussieht. Die Antwort gab mir dann nocheinmal zu denken. Ich zitiere: "Die Wände sind eigentlich wenig beschmiert. Wenn, dann stehen dort ernstere Fragen wie 'Wie merke ich, dass mein Freund mich liebt?' oder 'Ich bin schwanger. Soll ich abtreiben?', zum Teil mit betroffenen Antworten."

Magisterarbeit

Vor einigen Wochen habe ich mit meiner Magisterarbeit des Studiengangs "neuere deutsche Literatur" an der Universität Bonn begonnen. Es ist für mich das erste Großprojekt von einem Seitenumfang zwischen 80 und 120 Seiten, deren Weiß ich nun füllen muss. Nach Ablehnung meines ersten Themas um den Einfluss des Politischen auf Goethes Werke von Goetz bis zum Divan, bin ich nun doch mit Lyrik betraut worden; eigentlich etwas, was ich vermeiden wollte.
Das Problem besteht nun darin, sich vom Universitätsalltag weitgehend zu lösen und in einen effektiven
Arbeitsrhytmus zu finden. Da sind nur leider das Comicseminar und mein Tutorium über die "Grundlagen der modernen Kultur", die Vorlesung über Homer und eine Ringvorlesung über den Genrebegriff in anderen Literaturen (Warum werden diese spannenden Veranstaltungen gerade jetzt angeboten?). Ich versuche also meinen üblichen Spagat zwischen Pflicht und Lust und hoffe, dass sich mir baldmöglichst meine Pflicht zur Lust wandelt.