Dienstag, 18. August 2009

Schon wieder Rekorde...

Usain Bolt hat schon wieder einen 100 Meter Lauf gewonnen. Doch nicht irgend einen, sondern den Lauf der Leichtathletik-WM 2009 und nicht irgendwie, sondern mit Weltrekord von 9,58 Sekunden. Das entspricht 44,72 Km/h mit leichtem Rückenwund und erweitert die Vorstellung vom Menschenmöglichen. Natürlich ist Bolt ein Ausnahmetalent, doch die fast selbstverständlichen Zweifel in einer Zeit der Dopinskandale nagen an seiner herausragenden Leistung. Die Unschuldsvermutung scheint spätestens seit Jan Ulrich nicht mehr zu gelten. Der Leistungssport hat endgültig das saubere Image eingebüßt, so dass sogar Einzelne wie Robert Hartings frustriert überlegen "ob es nicht besser wäre, Doping in irgendeiner Form zu erlauben." Doch das Problem ist fundamentalerer Natur: im antiken Griechenland zählte - sofern wir wissen - der Wunsch mit der Leistung des Einzelnen den Göttern zu gefallen. Heutzutage freilich sitzen die 'Götter' vor den Fernsehern und im Stadion und suchen narzisstische Bestätigung der eigenen Spezies in den erbrachten Leistungen einiger herausragender Vertreter. Dabei ist Usain Bolt nicht bloß ein begabter Läufer, sondern ein professionell 'gemachter' Superathlet mit einem Stab an Trainern, Beratern und Managern. Längst zählt nicht mehr nur der Mensch an sich. Die naive Illusion eines 'Helden aus eigener Kraft' muss enttäuscht werden. Leistungssport bietet nicht mehr die Attraktivität einer vermeintlich 'ehrlichen', anachronistischen Gegenwelt zur vermeintlich 'unehrlichen' Gesellschaft und ihrer Querelen in Politik, Wirtschaft und Medien. Es ist nicht weniger als diese grundlegende Verunsicherung, die im Zweifel an Bolts Leistung zum Ausdruck kommt und im Dopingstreit ihr Ventil findet.

Zusatz: Nur, weil ein Ideal nicht gelebt wird, heißt das noch nicht, dass es abzulösen ist. Der Anschein von "Ehrlichkeit" und "Fairness" muss schon um seiner selbst willen verteidigt werden. Es zählt also weniger die Tatsachen des Dopings, als dessen kulturelle Bewertung. Jene, die eine Legalisierung des Dopings fordern, fordern damit die Bestätigung einer Doppelmoral, welche mit Gesundheitsprodukten wirbt und gleichzeitig die Gesundheit der eigenen Athleten mit Medikamenten riskiert. Gerade der Sport aber in seiner sozialisierenden Sonderfunktion für Jugendliche, muss davor geschützt werden.

Donnerstag, 13. August 2009

Das scheinbare Aussterben des gemeinen Menschenrechtlers

Es passiert in Kenia, Tschetschenien, Birma, China oder Russland. Der "gemeine Menschenrechtler" verschwindet von den Straßen dieser Welt. Ein ganz besonderes 'Fehlverhalten' führt zu seinem Niedergang, nämlich der Mangel an Anpassungswillen an seinen zunehmend unverhohlen feindlichen Lebensbereich. Gerade in Auflehnung gegen die Missstände seiner erlebten Umwelt wird ihm seine überdurchschnittliche Intelligenz, Mut und soziale Verantwortung zum Verhängnis. Sein unbeirrbarer Glaube an die Menschenrechte als kulturelle Errungenschaft verliert in der Realität den Kampf gegen anachronistisch anmutende Gewalt, religiösen Fanatismus und machtpolitischen Willen. "Ja, aber warum wehrt sich der Menschenrechtler nicht?", mag ein naiver Hobbybiologe fragen. Die Antwort ist fatal: Weil er aus Überzeugung bereit ist sein eigenes Leben im Dienst für die Zukunft seiner Artgenossen zu riskieren, ja selbst jener, die ihm heute noch Feind sein wollen oder es einfach nicht besser wissen. In seinem eigenen Schicksal vollzieht sich eine Begegnung von Zivilisation und Barbarei. Sein scheinbares Aussterben markiert Deutlich felltragende Keulenschwinger in einer Zeit, in der allein Anzug getragen werden will, für den schönen Schein und die ausländischen Investoren. All jenen modernen Barbaren hält er einen Spiegel vor und zeigt ihnen deutlich, was sie zu opfern bereit waren und ist ihnen deswegen so unbequem, so feind, ja so natürlich verhasst. Doch zum Schluss ein wenig Hoffnung: der Menschenrechtler lässt sich nicht Ausrotten, noch wird er Aussterben, wie auch Verstand und Mitgefühl nicht verschwinden werden, nicht verschwinden können, wenn der unwahrscheinliche Fall nicht eintritt und der Mensch an sich nicht zurückkehrt in jene Zeit von Feuer und Höhlen. Dankbarerweise wächst und lernt sein Nachwuchs in Ländern, in dem er unter Artenschutz steht.