Sonntag, 7. Juni 2009

Stille

Gänsehaut erfasst mich, als ich Elie Wiesels Rede lese, gehalten vor Barack Obama in Buchenwald. Der Ort an dem der Vater starb. Vielleicht der Ort an dem unser aller Vater starb. Celan drängt sich wieder empor. Der Tod ist ein Meister aus Deutschland, das ist unbestritten. In klaren Worten redet Wiesel über Ihn, über Ungerechtigkeit, Krieg und Verantwortung. Seine Sprache berührt, spricht Gedanken aus, die mehr sind als die Gedanken eines einzelnen, so als klängen die Toten selbst in ihnen mit.
"Die Zeit ist doch gekommen. Es reicht doch. Es reicht. Wir wollen nicht mehr auf Friedhöfe gehen. Es reicht. Es gibt genug Waisen, es gibt genug Opfer."
Die gibt es. Kambodscha, Ruanda, Dafur, Bosnien. Und täglich kommen mehr dazu. Hoffnungsvoll aber mahnend endet die Rede vor dem neuen Präsidenten der Hoffnung. Doch die entscheidende Frage hat Wiesel schon in ihrer Mitte gestellt.
Wird die Welt je lernen?
Wird der Mensch je lernen? Ich denke nicht, dass Wiesel das denkt. Ich denke nicht, dass Obama das denkt und auch ich denke das nicht. Die unausgesprochene Antwort auf diese Frage wird zu einer bleibenden, unangenehmen Stille ...

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