Donnerstag, 31. Dezember 2009

Über die Sehnsucht nach Glück ...

"Das Herz ist trügerisch." Wäre dies keine Weisheit, müsste man sie erfinden. Das Christentum lehrt bis heute das Misstrauen gegenüber seinen Gefühlen, die Herrschaft des Willens über Laster und Lust. Der moderne Mensch aber hat sich weitgehend davon emanzipiert. Entscheidungen werden gern 'aus dem Bauch' heraus getroffen, Seminare drehen sich darum die 'innere Stimme' zu finden - als sei dies ein Weg zu höherer Wahrheit - und irgendwo zwischen menschlicher Gier und Esoterik haben ganze Generationen das persönliche Glücksgefühl zum Lebenszweck erklärt. "Glücklicher in drei Minuten", "Glücklicher mit dem Dalai Lama", "Der Glücksratgeber", "Glück für Anfänger", "Glücklich für Dummies", die Absatzzahlen steigen, besonders im Weihnachtsgeschäft. Ist dieses eigentlich christlich besetzte Fest heute nicht Inbegriff eines angenommenen 'Rechts auf Glück und Frieden'? Wie anders sieht die Realität aus: gehetzte Menschen in langen Schlangen stehen für buntverpackte Geschenke an. Jedem mindestens eins, sonst fehlt etwas unter dem Lamettabaum. Anstatt Besinnung sieht man auf dem Weihnachtsmarkt die karnevaleske Fett- und Zuckererlösung vom jährlichen Diätwahn. Dann, am Abend, lächelt die eben noch zerstrittene Familie vor dem Fernseher über den Coca Cola Weihnachtsmann. Und immer ist das Herz mit dabei, will mitmachen am Gefühl, will auch etwas haben vom großen Kuchen, will sich glücklich fühlen. Es Weihnachtet doch so sehr.

(Leben, Teil 1 von 2)

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